Das Waldbaukonzept „Stadtwald 21“ und seine praktische Anwendung 

Das Konzept „Stadtwald 21“ definiert für unseren Stadtwald die wichtigsten Waldfunktionen und verknüpft sie mit den dazugehörigen Maßnahmen für den praktischen Waldbau. Es ist in folgende Bereiche gegliedert:

Schutz von Boden, Klima und Grundwasser 

Ein gesunder Boden ist existenziell für stabile Waldgesellschaften mit hoher Diversität. Es ist ausreichend Restholz in Verbindung mit einer ausgeprägten Kraut- und Strauchschicht im Wald zu belassen, um den Nährstoffkreislauf zu stärken. Die nachhaltige Versorgung der Lemgoer Einwohner*innen mit hochwertigem Trinkwasser (jährlich ca. 750.000 cbm aus den Brunnen des Stadtwaldes) ist dauerhaft zu sichern.

Dauerbestockung und Verzicht auf Kahlschlag

Unser Ziel sind Dauerwaldstrukturen in einem ökologischen Kreislauf – alle Flächen sollen zu jeder Zeit mit Dauervegetation bedeckt sein. Auf Kahlschläge großer Flächen wird wegen der negativen ökologischen Wirkung grundsätzlich verzichtet. 

Standortgerechte Baumartenwahl

Um den Stadtwald in seiner Gesamtheit widerstandsfähig gegen die Folgen der Klimaveränderung wie Trockenperioden oder Extremwetterlage durch Sturm zu machen, konzentriert sich die Forstverwaltung in Lemgo schon seit längerem auf Schaffung und Erhalt von Mischwaldbeständen mit geeigneten und widerstandsfähigen Baumarten.

Bei der Wiederbewaldung großflächiger Bereiche, in denen fast alle Fichtenbestände nach Dürre und Borkenkäfermassenbefall verloren gingen, setzt die Lemgoer Forstverwaltung neben der üblichen Pflanzung durch Baumschulen auch auf das Setzen von Wildlingen (Buche und Bergahorn), auf Laubstreu-Plätzesaat und Eichelstock-/Bucheckern-/Weißtannensaat. Im November 2019 war die Lemgoer Bevölkerung aufgerufen, bei einem Umwelttag im Lemgoer Stadtforst aktiv tätig zu werden und bei einer Laubstreu-Plätzesaat mitzuhelfen. Erste Erfolge daraus sind auf den „bearbeiteten“ Flächen bereits zu erkennen. Eine Gemeinschaftsaktion war 2020 leider nicht möglich, Interessierte hatten aber die Möglichkeit, Saatgut wie Eicheln, Esskastanien, Walnüsse u.a. aus heimischen Wäldern zu sammeln und an die Forstverwaltung abzugeben.

Bevorzugung und Entwicklung natürlicher Waldverjüngung

Naturverjüngung aus standortgerechten Baumarten ist in ökologischer und ökonomischer Hinsicht die beste Art der Walderneuerung. Bei der Wiederbewaldung nach dem Verlust großer Fichtenbestände wird sich am Boden unter den abgestorbenen Bäumen eine große Wuchsdynamik einstellen. Hierbei ist jetzt schon eine starke Fichtenverjüngung ersichtlich – es besteht die Gefahr, dass sich erneut Fichtenmonokulturen entwickeln. Geeignete Laubholzpotentiale innerhalb des Fichtenwuchses sind zu identifizieren, vor Wildverbiss zu schützen und ggf. zu ergänzen, damit sich der (Misch-)Wald erfolgreich entwickeln kann. Eine Kraut- und Strauchflora zur Erhaltung und Förderung der Diversität ist in den Waldbau immer einzubeziehen.

Verbesserung des Waldgefüges und der Stabilität

Nur ein gesunder und stabiler Wald, der nicht vorzeitig Sturmwurf, Käferbefall, Dürre oder anderen Schädigungen zum Opfer fällt, kann seine Aufgaben gut und nachhaltig erfüllen. Durch Verzicht auf Kahlschläge entfallen Angriffspunkte für Schäden wie Sturmwurf, durch ein großes Spektrum verschiedener Baumarten, Baumformen und Altersstufen wird das Schadensrisiko weiter gesenkt – und trägt gleichzeitig zu mehr Diversität bei.

Vorratspflege und Einzelstammnutzung

Die Vorratspflege im Dauerwald hat zum Ziel, in der Einzelstammnutzung Starkholz zu ernten und wirtschaftlich zu verwerten. Flächige Nutzungen sollen grundsätzlich nicht praktiziert werden; jeder Einzelstamm wird vom Forstpersonal in all seinen Funktionen betrachtet.

Verjüngungsverträgliche Wildbewirtschaftung

Wald und Wild sind eine Einheit im heimischen Ökosystem Wald und in einem nachhaltigen Gleichgewicht zu halten. Dem Schutz der neuangesiedelten Laubhölzer vor (übermäßigem) Wildverbiss kommt dabei eine besondere Bedeutung zu – die Entwicklung von strukturreichen Mischwäldern durch natürliche Verjüngung als Generationenaufgabe darf nicht gefährdet werden.

Umweltverträglicher Einsatz von Forsttechnik

Der Einsatz von Forsttechnik darf der Waldentwicklung nicht zuwiderlaufen und erfolgt boden- und umweltschonend. Die Holzernte findet in geeigneten Zeiträumen statt – möglichst nicht in starken Nässeperioden oder nicht in der Brut- und Setzzeit der Hauptvegetationsperiode.

Biotoppflege, Artenschutz und Biotopvernetzung

Besonderes Augenmerk liegt hier auf den Waldinnen- und Außenrändern als Lebens- und Rückzugsräume mit hoher Artenvielfalt. Heimische Kraut-, Strauch- und Baumarten sollen hier durch entsprechende Pflege entwickelt und geschützt werden; besondere Projekte werden bedarfsgerecht durchgeführt, wie z.B. der Schutz/die Entwicklung von Feuchtbiotopen im Wald. 

Naherholung

Im Stadtwald Lemgo hat die Naherholungsfunktion – spaziergehen, Naturbeobachtungen, sportliche Aktivitäten, „Seele baumeln lassen“ – für die heimische Bevölkerung einen hohen Stellenwert. Neben waldbaulichen und ökologischen Aspekten ist spezielle Infrastruktur für Naherholung im Naturraum Wald zu erhalten, so beispielsweise Wege, Hütten und Bänke, Lehrpfade.

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